Besuch in der Bildhauerwerkstatt

Wo geht man als Künstler hin, wenn man etwas lernen will, das man noch nicht kann? In die Berliner Bildhauerwerkstatt. Grund genug, dort einen Themenabend durchzuführen.
Claudia Heise, 23. Juli 2019

Wir wurden eingeladen und sind gekommen. Suna Elbasi öffnet uns die Türen zur Bildhauerwerkstatt im Wedding, einem weltweit einzigartigen, 33 Jahre alten Projekt. Früher wurden in diesen Hallen Tresore hergestellt und jetzt beherbergen sie selber Geheimnis- und Wertvolles.

Unser Rundgang beginnt mit der Metallhalle. Schnell wird klar, dass hier Großes geschieht und auch bewegt werden muss. Künstler machen Sachen, die sie noch nicht können. Die Künstler, die sich hier einmieten, benötigen Raum und Unterstützung für ihre Projekte. Suna Elbasi berät in ihrem Bereich Holz, was die Künstler in Bezug auf Material, Gewicht und Budget beachten sollten. Die Werkstattleiterin betreibt Maschinen- und Raumpflege. Sie ist Projektmanagerin und Starthelferin, weist in die Maschinen ein, unterstützt die Künstler beim Netzwerken, gibt Workshops, … .
Für eigene Projekte bleibt aktuell keine Zeit, obwohl es durch die Zusammenarbeit mit den Künstlern an Inspiration nicht mangelt. Sie freut sich interessiert an den Prozessen der Künstler und genießt es, dass die Werkstätten von 09:00 – 18:00 Uhr geöffnet sind - solche geregelten Arbeitszeiten war die Künstlerin vorher nicht gewöhnt.

Unser Weg führt weiter durch die Gips- und Formwerkstatt und die Steinhalle. Aus Stein werden riesige Skulpturen gefertigt und auch kleine Alltagsgegenstände geformt. Wir sind fasziniert, was bei solch hartem Material möglich ist. Gerade in diesem Bereich haben hier Künstler ganz klein angefangen und sind ganz groß herausgekommen. Suna Elbasi durfte dies beobachten und begleiten.
Wir kommen auch vorbei an der Kunststoffkammer, in der Giftiges geschieht. Wir erfahren, dass Kunst aus Keramik gerade voll im Trend liegt, und dass die Möglichkeit der Anschaffung eines neuen Brennofens ein großes Glück war und nicht selbstverständlich. Sich für die Bewilligung der benötigten Mittel einzusetzen erfordert Geduld und Kraft.

In den Anfangszeiten der Bildhauerwerkstatt haben Italiener die Tradition geprägt mittags zusammen zu kochen und zu essen. Von offizieller Seite wird dies nicht mit Wohlwollen beobachtet, aber noch wird diese Tradition aufrecht erhalten und so kommen wir in den Genuss eines „kleinen“ Snacks.
Und wie die Künstler kommen wir beim Essen zur Ruhe und fangen an uns auszutauschen. Erst in kleinen Gruppen, dann gemeinsam. Einer redet und die anderen hören. Suna Elbasi fragt in welcher Werkstatt wir gerne arbeiten würden und wir denken laut über Möglichkeiten nach, die uns spontan kommen oder die wir schon länger in Betracht ziehen. Wir tauschen uns aus über den Stellenwert der Arbeit in unserem Leben, was falsch läuft und was an ihr uns glücklich macht. Es wird beobachtet, dass sich die Menschen im Bezug auf die Sichtweise, die sie auf ihre Arbeit haben, stetig verändern. -
Wir gehen glücklich nach Hause.

Links: Die Gastgeberin Suna Elbasi. Rechts: Die Gips- und Formwerkstatt.
Links: Der Gabelstapler. Rechts: Die Holzwerkstatt.
Links: Der Zettel an der Tür. Rechts: Die Kunstwerke.
Links: Der kleine Snack. Rechts: Die Metallhalle.