Blick auf einen Arbeitsplatz in der Bundeswehr-Redaktion. Bild Raimar Heber

Besuch bei der Bundeswehr: Eine Redaktion wie jede andere

Auch die Bundeswehr verbreitet News - und unterhält hierzu gar einen eigenen Newsroom. Die Society for News Design erhielt am Themenabend Berlin Einblick in die Arbeit der Bundeswehr-Redaktion.
Claudia Heise, 05. Februar 2020

Unser Treffpunkt ist heute in Berlin Mitte. Oberstleutnant Stefan Kamp, hat uns in die Redaktion der Bundeswehr eingeladen, er ist hier der Chef vom Dienst. Wir stehen um den Tresen im Newsroom und hören zu, wie er über seine Arbeit berichtet. Es werden Fragen gestellt, häufig mit einem Zusatz wie „oder ist das geheim?“.

Stefan Kamp hat einen langen, mit vielen Ortswechseln verbundenen, Werdegang bei der Bundeswehr hinter sich und das er schließlich hier gelandet ist, war nicht vorauszusehen, denn eine Laufbahn, die in den Bereich Informations- und Öffentlichkeitsarbeit führt, gibt es bei der Bundeswehr derzeit noch nicht.

Stefan Kamp gab Einblick in die Arbeit der Bundeswehr-Redaktion. Bild Raimar Heber

Wir erfahren etwas über die Onlineauftritte der Bundeswehr: www.bundeswehr.de und www.bmvg.de für sicherheitspolitische Themen, das Intranet der Bundeswehr und den Bereich „Tag der Bundeswehr“, auf dem über das Veranstaltungsangebot informiert wird. Das Onlineteam muss einen 24/7 Bereitschaftsdienst gewährleisten um jederzeit schnellstmöglich im Rahmen notwendiger Krisenkommunikation reagieren zu können.

Außerdem ist die Bundeswehr erfolgreich auf verschiedenen Social Media Kanälen vertreten: Twitter, Facebook, Instagram und YouTube. Der Facebook Auftritt ist auf junge Soldaten von Mitte 20 bis Mitte 30 ausgerichtet und hat ca. 430'000 Abonnenten. Der Auftritt auf Instagram ist nicht ganz so soldatisch, sondern etwas „freundlicher“, seit 4 Jahren besteht er, mit aktuell ca. 320'000 Followern. Besonders erfolgreich ist der YouTube Kanal mit 436'000 Abonnenten – der erfolgreichste Behörden- und Militärkanal der Welt.. Das Social Media Team hat 9 Mitarbeitende, die werktags von 09:00 – 21:00 Uhr und am Wochenende von 10:00 – 20:00 Uhr im Dienst sind. Eines der aktuellen Ziele ist es, kostenfreie Bahnfahrten für Soldatinnen und Soldaten zu kommunizieren.

Auch im Printbereich gab es Neuerungen, so wurde das vom Ministerium herausgegebene Mitarbeitermagazin "Y" letztes Jahr gerelaunched. Die Zielgruppe der „Y“ sind jüngere Soldatinnen und Soldaten, die in der Truppe ihren Dienst tun. Es erscheint alle 2 Monate mit einer Auflage von 35'000 Exemplaren, was bedeutet, dass sich „10 Soldaten eine Zeitschrift teilen müssen“.

Der Bürgerdialog ist ein weiterer Kommunikationsbereich, in dem ca. 12.000 Anfragen im Jahr von 4 Mitarbeitenden bearbeitet werden.

Für die redaktionserfahrenen Gäste des Abends ist die Frage der Themenfindung interessant und auch hier treffen wir nicht auf Schweigen. Die Themenfindung wird nach dem Ressortprinzip gestaltet. Die Ressorts wurden auf 2 reduziert, „Bundesministerium der Verteidigung (BMVg)“ und „Bundeswehr“. In den Ressortkonferenzen werden die Themen erörtert. Manche Themen drängen sich auf, wie z. B. „30 Jahre Armee der Einheit“, andere ergeben sich spontan, beziehen sich auf besondere Übungen oder neue technische Entwicklungen. Es gibt zwei Ressortkonferenzen pro Woche, bei der die Themen redaktionell und politisch bewertet werden, um über deren Genehmigung und Umfang zu entscheiden. 2020 werden auf jeden Fall Defender Europe 2020, die ILA Berlin sowie die Invictus Games in Den Haag ein Thema sein.

Die Redaktion der Bundeswehr ist eine „360-Grad-Agentur“, die zu einem Großteil selbst erstellt, was sie benötigt. Zur journalistischen Nutzung stellt sie auch anderen eine Mediendatenbank kostenfrei zur zur Verfügung (mediendatenbank@bundeswehr.org). Hier werden seit den 60er Jahren u. a. Fotos und Filme gesammelt.

Die Besucher des Themenabends stellen immer wieder fest, dass sich die Situationen in dieser speziellen Redaktion gar nicht so von ihrem eigenen Erleben in ihren Redaktionen unterscheiden. Sie möchten noch wissen welchen Stellenwert die Verifizierung der Inhalte hat und ob es Probleme mit sogenannten Fake News gibt und erfahren, dass alle Informationen mehrfach geprüft werden, auch wenn dies auf Kosten der Schnelligkeit geht. So findet z. B. die fachliche Prüfung bei der Berichterstattung zu Übungen durch das jeweils zuständige Pressezentrum statt. Barrierefreiheit, SEO Suchmaschinenoptimierung, Blattkritik und QS sind Themen an denen auch die Redaktion der Bundeswehr nicht vorbeikommt.

Stefan Kamps Ziele sind, die Kommunikation innerhalb der Bundeswehr zu verbessern und die Bundeswehr für Außenstehende zu erklären und zu übersetzen. Man spürt, dass seine Arbeit ihm Freude bereitet. Am Ende sagt er über den Abend, dass alles Gesagte „eingestufte Information“ sei, was bedeuten würde, dass es die Redaktion nicht verlassen dürfte.

Wenn Sie also diesen Beitrag gelesen haben, dann Wissen sie von nichts!

Links: Die Besucher des Themenabends hörten aufmerksam zu. Rechts: Das Abzeichen der Bundeswehr-Redaktions-Mitarbeiter. Bilder: Raimar Heber